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Nationalanarchismus

 letzte Aktualisierung: 30. Mai 2007

Nationalanarchismus

AUTO:  -CHTHON & -NOM
Nr. 23, März 2006
Rettet Amerika!
– Übersicht –


 

Peter Töpfer

Belafonte, Dylan, Rudolf, Fallersleben, Zündel – Kampf um Freiheit und gegen den Krieg
 

1.

Harry Belafonte fand ich immer eher spießig. Ich kannte seine großen Hits und habe sie bestimmt auch mal gepfiffen, aber genauer seine Musik angehört oder gar Platten von ihm gekauft habe ich nie. Mein Vater mochte immer Harry Belafonte, und neulich zu Weihnachten haben wir ihm eine Harry-Belafonte-CD geschenkt.

Bis ich eines Tages im Fernsehen einen Dokumentarfilm sah, der mich sehr, wirklich sehr beeindruckte. Besonders eine Szene aus diesem Film hat mich regelrecht erwischt. Es war sogar eine dieser „höheren Erfahrungen“, ein ganz besonderes emotionales und spirituelles Erlebnis. Ich hätte vorher nie gedacht, daß ich Harry Belafonte eines Tages mit solchen Dingen in Zusammenhang bringen könnte. Ich habe dieses Erlebnis aufgeschrieben.1 Als ich Zeuge dieser Szene im Fernsehen wurde, war ich bis tief ins Herz berührt, ja geschockt; ich mußte wild heulen.

Einige Zeilen weiter unten wird hier die Rede davon sein, daß sich Harry Belafonte und seine Musik nicht mit dem Fernseher vertragen würden, weil der Bildschirm zu klein sei. Aber mein Fernseher hätte noch kleiner sein, und jene Szene hätte auch in schwarz-weiß gedreht sein können (was sie, glaube ich, auch war) – die Ausstrahlung dieses Mannes wäre dennoch und in jedem Fall wie ein Schwert in mein Herz gedrungen. Es war einfach unglaublich.


2.

Bob Dylan hat 2004 ein Buch herausgebracht, eine Art Autobiographie über bestimmte Abschnitte seines Lebens und Schaffens. Es heißt „Chronicles, Volume One“. Ich bin Dylan-Fan und habe es vor einigen Tagen mit großem Interesse gelesen. Darin kommen allerhand Musiker und andere Persönlichkeiten vor, denen Bob Dylan begegnet ist. Den mit Abstand größten Raum, nämlich fast drei Seiten, nimmt dabei Harry Belafonte ein. Bob Dylan schreibt im Superlativ von ihm, doch lesen Sie am besten selbst (die Hervorhebungen sind von mir):

    „Auch Millard Thomas, der bei Harry Belafonte Gitarre gespielt hatte, lief mir über den Weg. Keiner zweifelte daran, daß Harry ein phantastischer Musiker war und der beste Balladensänger Amerikas. Er sang von Liebenden und Sklaven, von Kettensträflingen, Heiligen, Sündern und Kindern. Sein Repertoire umfaßte viele alte Folksongs wie ‚Jerry the Mule’, ‚Tol’ My Captain’, ‚Darlin’ Cora’, ‚John Henry’, ‚Sinner’s Prayer’ und außerdem eine Menge Folksongs aus der Karibik, die er so arrangiert hatte, daß sie ein großes Publikum ansprachen, ein viel größeres als das des Kingston Trio. Harry hatte manche Songs direkt von Leadbelly und Woody Guthrie gelernt. Er stand bei RCA unter Vertrag, und seine Platte ‚Belafonte Sings of the Caribbean’ hatte sich eine Million Mal verkauft. Außerdem war er ein Filmstar, aber nicht so wie Elvis. Harry war ein authentischer tough guy, ähnlich wie Brando oder Rod Steiger. Im Film war er stark und temperamentvoll, er hatte ein jungenhaftes Lächeln und konnte äußerste Feindseligkeit ausstrahlen. Wenn man ihn in ‚Wenig Chancen für morgen’ sieht, vergißt man, daß er Schauspieler ist, man vergißt, daß er Harry Belafonte ist. So eindrucksvoll ist seine Präsenz, seine Grandeur. Harry war wie Valentino. Bei seinen Auftritten brach er alle Zuschauerrekorde. Er konnte abends in der ausverkauften Carnegie Hall auftreten und am nächsten Tag bei einer Gewerkschaftskundgebung von Arbeitern aus der Textilindustrie. Für Harry machte das keinen Unterschied. Publikum war Publikum. Er hatte Ideale und gab einem das Gefühl, der Menschheit anzugehören. Nie zuvor hatte ein Musiker so viele Brücken geschlagen wie Harry. Er kam überall an, ob bei Stahlarbeitern, Klassikkonzertabonnenten oder Backfischen, sogar bei Kindern – bei jedermann. Es war eine seltene Gabe. Er hatte einmal gesagt, daß er nicht gern im Fernsehen auftrete, weil sich seine Musik nicht gut mit einem kleinen Bildschirm vertrage, und damit hatte er wahrscheinlich recht. Er war in jeder Beziehung ein Gigant. Die Folkpuristen kamen nicht mit ihm klar, aber Harry, der sie alle miteinander in die Tasche stecken konnte, ließ das vollkommen kalt. Er sagte, alle Folksänger seien Interpreten, und er sagte das öffentlich, so als habe man ihn darum gebeten, für klare Verhältnisse zu sorgen. Er erklärte sogar, daß er Popsongs hasse und sie für Schrott halte. Ich konnte mich in jeder Hinsicht mit Harry identifizieren. Früher war er wegen seiner Hautfarbe nicht in den weltberühmten Nightclub Copacabana eingelassen worden, und später war er dort der Star des Abends. Man fragt sich, wie man sich dabei wohl fühlt. Damals hätte ich nicht daran zu glauben gewagt, aber meine erste professionelle Aufnahme machte ich mit Harry. Ich spielte Mundharmonika auf seinem Album ‚Midnight Special’. Seltsamerweise war das die einzige Aufnahmesession, an die ich mich noch viele Jahre später in allen Einzelheiten erinnern konnte. Selbst meine eigenen Sessions sind mir nur schemenhaft im Gedächtnis geblieben. Es kam mir vor, als sei ich durch den Kontakt mit Belafonte auf irgendeine Art gesalbt worden. Er hatte die gleiche Wirkung auf mich wie seinerzeit Gorgeous George. Harry war einer der seltenen Menschen, die Größe ausstrahlen; man hoffte, ein wenig davon möge auf einen selbst abfärben. Dieser Mann flößt einem Respekt ein. Man weiß, daß er niemals den bequemen Weg gewählt hat, obwohl ihm alle Wege offengestanden haben.2

Harry Belafonte Wolf BLITZER

3.

Können Sie sich an den amerikanischen Fernseh-Journalisten Wolf Blitzer erinnern, der auf CNN über den ersten Irak-Krieg berichtete? Wolf Blitzer ist heute noch bei CNN und macht dort eine Sendung mit dem Titel „The Situation Room“, wo er Gäste empfängt und interviewt.

Am 23. Januar 2006 war Harry Belafonte bei ihm zu Gast.

Es ist Michael Santomauro, dem Fortführer des verlegerischen Werks von Germar Rudolf in den USA3, zu danken, daß er am 24. Januar 2006 per E-Mail auf das von Blitzer geführte Interview mit Harry Belafonte aufmerksam gemacht hat.4

Der Pseudowissenschaftler Germar Rudolf 5 war wegen falscher Forschungsergebnisse, für die er mit Gefängnis bestraft werden sollte, aus Deutschland in die USA geflüchtet. Dem Land of the Free war die Verfolgung aufgrund von falschen Ergebnissen chemischer Untersuchungen kein Grund, Asyl zu gewähren, und so lieferte es Germar Rudolf an die BRD aus, wo er heute wegen Fehlern in Versuchsanordnungen oder möglicherweise Berechnungsfehlern im Gefängnis sitzt. Das besonders Perfide ist, daß Germar Rudolf in Stuttgart-Stammheim sitzt – der aus RAF-Zeiten bekannten „Hochsicherheitshaftanstalt“ –, soll doch dadurch nicht nur vom kriminellen Akt der BRD-Behörden abgelenkt werden, sondern wird dem verspinnerten Möchtegern-Chemiker Germar Rudolf dadurch eine ganz besondere kriminelle Energie unterstellt. 

Die Behörden der USA trifft am Verbrechen, Germar Rudolf als Kriminellen einzusperren, eine Mitschuld.

Hier nun das Interview mit Harry Belafonte auf CNN:

    BLITZER: Mister Belafonte, vielen Dank. Willkommen in The Situation Room!

    BELAFONTE: Danke, Mister Blitzer.

    BLITZER: „Die neue Gestapo“ – das sind starke Worte: eine amerikanische Regierungs-Behörde mit etwa 300.000 Angestellten – das Ministerium für Heimatschutz – „die neue Gestapo“ zu nennen. Wollen Sie das eventuell zurücknehmen?

    BELAFONTE: Nein, eigentlich nicht. Ich stehe zu dem, was ich gesagt habe. Ich bin mir ganz und gar bewußt, was diese Worte in unserem Land ausgelöst haben. Und ich freue mich über die Gelegenheit, einen Dialog beginnen zu können, der etwas anders verlaufen wird als der, den wir bisher hatten. Die Leute denken, ich neige zu Extremen, ich sei ein Extremist. Aber wenn Sie sich anschauen, was mit amerikanischen Bürgern geschieht, dann ist vieles davon extrem. Wir entführen Bürger aus diesem Land, ohne daß sie angeklagt werden, ohne daß man ihnen sagen würde, warum sie festgenommen werden. Sie verschwinden über Nacht aus diesem Land, werden an entlegene Orte verbracht, und von dort kommen einigermaßen glaubwürdige Nachrichten zurück, daß sie dort gefoltert werden, daß man ihnen immer noch nicht sagt, was sie überhaupt angeblich getan haben. Manche sind frei gelassen worden und haben all das bestätigt.

    BLITZER: Aber – wenn ich Sie für einen Moment unterbrechen darf – Ihnen ist doch klar – und ich bin sicher, daß Ihnen das klar ist, denn Sie sind ein intelligenter Mensch –, was die Gestapo im Zweiten Weltkrieg mit den Juden gemacht hat?

    BELAFONTE: Absolut. 

    BLITZER: Und Sie denken, daß, was der Heimatschutz mit manchen amerikanischen Staatsbürgern macht, die des Terrorismus verdächtigt werden, mit dem vergleichbar ist, was die Nazis mit den Juden getan haben?

    BELAFONTE: Wenn Sie Leute wegfangen und sie irgendwohin außerhalb des Landes bringen und sie gefoltert werden und ihnen vorgeworfen wird, ohne daß sie… – daß ihnen nicht einmal etwas vorgeworfen wird, daß sie überhaupt nicht wissen, was sie verbrochen haben sollen… – das mag vielleicht nicht der Heimatschutz gewesen sein, aber es ist das Muster: Nach diesem Schema läuft das ganze System. Alle Abteilungen des Systems funktionieren nach diesem Schema. Meine Anrufe werden aufgenommen, nicht wahr? Meine Post kann geöffnet werden. Sie brauchen dazu nicht einmal eine richterliche Erlaubnis, wie es früher noch nötig war.

    BLITZER: Aber niemand hat Sie oder jemand anders – so weit ich das sehen kann – in ein Vernichtungslager gebracht und Sie dort zu Tausenden, zu Hunderttausenden, zu Millionen  umgebracht, was die Nazis getan haben.

    BELAFONTE: Nun, Mister Blitzer, dann werde ich es Ihnen so sagen: Vielleicht, vielleicht hätten die Juden und die Leute viel früher etwas gesagt und wären gegen die Tyrannei aufgestanden, die sich schon am Horizont zeigte, vielleicht hätten wir nie…

    BLITZER: Halt, halt! Waren die damals in Deutschland lebenden Juden etwa dafür schuld, was Hitler ihnen angetan hat?

    BELAFONTE: Nein, nein. Was ich sage, ist: Wenn aufgeklärte Bürger sich sofort, beim ersten Anzeichen, widersetzt hätten, als der Staat totalitär wurde; wenn die Bürger den Anfängen gewehrt hätten, als die Demokratie unterlaufen wurde, dann hätte eine frühe Warnung die Welt vielleicht vor dem gerettet, was wir alle erfahren mußten. Ich beschuldige die Juden überhaupt nicht.

    BLITZER: Ich dachte, sie hätten gesagt: Wenn die Juden in Deutschland schon früher etwas getan hätten, dann wäre das vielleicht nicht passiert. Ich dachte, das wollten Sie damit sagen.

    BELAFONTE: Was ich wirklich sagen wollte, ist, daß, wenn alle Bürger – die Juden, die Christen und alle anderen – sofort auf die Barrikaden gegangen wären, anstatt sich irgendwie einzureden oder zu denken, daß das schon irgendwie vorbei geht, dann wäre aus Deutschland etwas ganz anderes geworden.

    BLITZER: Lassen Sie mich noch zu anderen Punkten kommen, denn wir haben nicht sehr viel Zeit.

    BELAFONTE: Okay.

    BLITZER: Als Sie bei Hugo Chavez in Venezuela waren, sagten Sie, Bush sei der größte Terrorist, der größte Tyrann. Wollen Sie sagen, daß Präsident Bush schlimmer als Osama bin Laden ist?

Dictatorship does not begin with
mass murder but with the unopposed
suppression of free speech
Freiheit für alle politischen Gefangenen!
Sleipnir

    BELAFONTE: Ich sage, daß er nicht besser ist. Es ist schwer, genaueres zu sagen. Ich habe natürlich nicht die Gelegenheit gehabt, alle Terroristen der Welt kennenzulernen, also kann ich auch nicht mit Wörtern wie „der größte“ herumwerfen oder irgendwelche qualitative Aussagen treffen. Ich glaube in der Tat, daß Bush ein Terrorist ist. Ich glaube in der Tat, daß das, was unsere Regierung tut, in seinem Innersten Terror ist. Wenn Sie das amerikanische Volk belügen, wenn Sie die Amerikaner verführen und unsere Söhne und Töchter in fremden Ländern in den Tod schicken, und Sie sehen die Zehntausenden von arabischen Frauen und Kinder und Unschuldigen, die jeden Tag getötet werden – als „Kollateralschaden“ –, dann, denke ich, läuft irgendwas sehr schief da oben.

    BLITZER: Was Sie in Venezuela sagten, war, daß Präsident Bush – und jetzt zitiere ich Sie – „der größte Tyrann und der größte Terrorist der Welt“ ist.

    BELAFONTE: Ja, das habe ich gesagt.

    BLITZER: Also haben Sie das Wort „der größte“ benutzt. Sie sollen am 16. Januar 2006 der Raleigh News and Observer folgendes gesagt haben – bitte korrigieren Sie oder erklären Sie sich –: „Wenn Sie einen Präsidenten haben, der uns in einen unehrenhaften Krieg geführt hat, in dem Zehntausende ihr Leben verloren haben – viele davon unsere eigenen Söhne und Töchter –: Wo ist dann der Unterschied zu denen, die Flugzeuge in Hochhäuser steuern und 3000 unschuldige Amerikaner umbringen? Wo ist der Unterschied zwischen diesem und dem anderen Terror?“

    Hier wird die Frage der Vergleichbarkeit in moralischer Hinsicht aufgeworfen. Wollen Sie sagen, daß, was die Bush-Administration, was der Präsident tut, moralisch mit dem gleichzusetzen ist, was Al-Kaida und Osama bin Laden am 11. September getan haben?

    BELAFONTE: Ich denke, Präsident George W. Bush, Dick Cheney, Donald Rumsfeld – all diese Leute haben jegliche moralische Integrität verloren. Ich finde, was wir tun, ist in höchstem Maße unmoralisch gegenüber dem amerikanischen Volk und den anderen Völkern der Welt.

    BLITZER: Und das gleiche, was Al-Kaida tut, wenn nicht sogar etwas Schlimmeres – ist es das, was Sie sagen?

    BELAFONTE: Ich will keine solche Vergleiche anstellen. Ich weiß zu wenig darüber, was Al-Kaida getan hat. Al-Kaida foltert – wir foltern. Al-Kaida tötet Unschuldige – wir töten Unschuldige. Wo ist der Unterschied?

    BLITZER: Der Unterschied ist – aber korrigieren Sie mich, wenn ich mich irre –, daß Al-Kaida absichtlich so viel wie möglich Leute im World Trade Center umbringen wollte. Es war ihnen egal, wer durch den Anschlag umkommt und was derjenige ist und tut. Sie wollten nur so viel wie möglich Amerikaner umbringen. Die Vereinigten Staaten mögen – wie man sagt – „Kollateralschäden“ hinterlassen, wenn sie hinter Terroristen her sind, aber sie versuchen Feinde Amerikas zu töten, die terroristische Akte oder Ähnliches begangen haben. Verstehen Sie den Unterschied?

    BELAFONTE: Ich verstehe den Unterschied. Womit ich nur Schwierigkeiten habe, ist, was Sie „Kollateralschäden“ nennen. Das stellt uns in kein besseres moralisches Licht: Es bleibt dabei, daß wir Abertausende von Arabern getötet haben. Ich bin mir sicher, daß, wenn wir uns die Opfer anschauen, wir einen Bäcker, einen Ladenbesitzer, einen Taxifahrer oder einen Studenten finden würden. Ich weiß nicht, aber Mord ist Mord. Und nur, weil wir es irgendwie rechtfertigen, enthebt uns das nicht unserer Schuld. Dieser Krieg, in dem wir stecken, ist unmoralisch und illegal. Wir haben im Irak nichts verloren.

    BLITZER: Sie haben vor einigen Jahren Außenminister Colin Powell und die damalige Sicherheitsbeauftragte des Präsidenten und jetzige Außenministerin Condoleezza Rice als „Plantagensklaven“ bezeichnet. Das waren harte Worte, und ich würde gern wissen, ob Sie heute noch dazu stehen. Es ist eine Sache, mit ihnen nicht einverstanden zu sein, aber wenn Sie vor dem Hintergrund der Geschichte unseres Landes Condoleezza Rice und Colin Powell als „Plantagensklaven“ bezeichnen – geht das dann nicht zu weit?

    BELAFONTE: Überhaupt nicht. Es ist eine Tatsache, daß es in Amerika eine Menge Plantagen gibt, auf denen die Leute ihr Leben als Sklaven verbringen. Wissen Sie, eines der größten Probleme, das wir in diesem Land haben, ist, daß wir nicht ehrlich, nicht freimütig und aufrichtig sein können. In diesem Land hat es nie eine offene Diskussion über die Sklaverei gegeben. Ich möchte jetzt nicht näher darauf eingehen. Aber was ich gesagt habe, ist, daß Colin Powell gut seinem Herren dient. In diesem Zusammenhang wurde ich gefragt, was genau ich damit sagen wolle, und da habe ich das Bild von der Sklaverei und den Plantagen benutzte. Und dazu stehe ich. Colin Powell wurde immer als eher gemäßigt und als ehrlicher Mensch betrachtet. Er hat aber vor den Vereinten Nationen gestanden und gelogen; und er wußte, daß er lügt. Wo gehe ich denn da zu weit?

    BLITZER: Woher wissen Sie, daß Colin Powell bewußt gelogen hat? Er sagt – und er hat es wiederholt gesagt –, daß er dachte, die Informationen, die er weitergab, seien korrekt, obwohl sie, wie er später erfuhr, nicht korrekt waren. Aber es ist ein Unterschied, etwas Falsches zu sagen und zu lügen.

    BELAFONTE: Mister Blitzer, Sie haben Zugang zu einer Menge Informationen. Mehr als einmal haben wir darüber gesprochen, daß Colin Powell zum Präsidenten und zu anderen ging und sagte: „Ich kann das nicht sagen. Es ist nicht korrekt. Das berührt und verstört mich tief.“ Doch dann stand er plötzlich trotzdem vor der UNO und tat, was er tat.

    Die Welt ist im Krieg. Jeden Tag sterben Menschen. Warum können Sie das nicht sehen? Liegt es daran, daß sie weit weg und wir hier sind? Daß wir auf einem hohen moralischen Roß sitzen und sagen, daß wir die beste Nation in der Welt sind und alle anderen weniger wert sind als wir? Das ist in der Gesellschaft des 21. Jahrhunderts inakzeptabel.

    BLITZER: Harry Belafonte, leider müssen wir es dabei belassen, die Zeit ist vorbei. Aber es war nett von Ihnen, daß Sie zu The Situation Room gekommen sind. Ich sehe, Sie rücken kein Wort davon ab, was Sie gesagt haben.

    BELAFONTE: Nein, das kann ich nicht. Dr. Martin Luther King ist mein Lehrer, und ich glaube an die Wahrheit; genau das tue ich.

    BLITZER: Harry Belafonte, ich danken Ihnen vielmals, daß Sie zu uns in den Situation Room gekommen sind.

    BELAFONTE: Ich danke Ihnen, Mister Blitzer. 6

Die Latte der Verbrechen der US-Behörden ist lang, und der große Harry Belafonte spricht hier in der Kürze nur von den jüngsten und aktuellen.


4.

Es mag übertrieben scheinen, aber das Verbrechen, Germar Rudolf und Ernst Zündel nach Deutschland in den sicheren Knast auszuliefern, gehört unmittelbar neben diese Kriegsverbrechen.

Germar Rudolf

Warum?

Weil die Freiheit der Meinung, das Recht auf freie Rede, etwas so Wunderbares und Kostbares ist und weil es gerade der wichtigste Beitrag der USA zur Weltkultur ist, diese Meinungsfreiheit – mag kommen was will und wie abartig und falsch eine Meinung auch sein mag – zu schützen und sie in ihrer Werteskala so weit oben anzusiedeln. Diesen großartigen und geradezu heilig zu nennenden Beitrag zur Weltkultur, für den die Völker den USA ewig dankbar bleiben werden, mit Füßen getreten und verraten zu haben – das ist die Schande der USA, seiner Regierung und der normalen Bürger, die dieses hinnehmen; und diese Schande gehört in eine Reihe mit Vietnam, Chile und dem Irak. 

Man sagt, Amerika sei das Land der Gegensätze, und das stimmt.

Wer hat nicht Angst davor, über Nacht in ein KZ zu wandern, weil er Mächtigen vermeintlich oder wirklich ein Dorn im Auge ist? Weil die Mächtigen – die, die in der Lage sind, Sie abzuholen und in einem Knast oder in einem dunklen Wald verschwinden zu lassen – davon ausgehen, daß Sie etwas denken oder denken und sagen könnten, was ihre Macht – eben andere ins KZ zu bringen – gefährdet. Wem sind die entsprechenden Erfahrungen aus dem 20. Jahrhundert nicht unmittelbar gegenwärtig? Wer hat nicht Angst, daß schon morgen wieder die Züge in Richtung des Archipel Gulag rollen könnten?

Und wie froh und dankbar sind wir, wenn wir wissen, daß Menschen Macht haben und über Gewalt verfügen können, die genau das nicht wollen, sondern die nichts dagegen haben, daß Sie frei Ihre Meinung sagen und sich am Willensbildungsprozeß beteiligen. Und solche Menschen gehören zu den Gründervätern der USA. Solche Menschen und ihre gütige Macht finden Sie überall im Westen und im westlichen Norden, und wir können unendlich froh darüber sein.

Benjamin Franklin

Doch hat es auch immer einen Gegensatz zu den Gründervätern gegeben. Das kommt wohl daher, daß viele, die nach den USA ausgewandert sind, Verfolgte in ihren Heimaten waren, aber viele von ihnen in Amerika selbst zu Verfolgern wurden, die z.B. missionarisch besessen waren und die Indianer ausrotteten. Die Amerikaner waren schon immer gespalten in jene, die tatsächlich die Freiheit lieben, und jene, die die Freiheit hassen. Aber dadurch, daß letztere zerstritten waren und ihnen letztlich die Macht in ihren Gemeinden genügen mußte, konnten die Freiheitsliebenden mächtig bleiben.

Es ließe sich noch sehr viel über diesen Gegensatz sagen und auch, bis wohin es die amerikanischen Missionare – jene, die die Freiheit hassen und alle anderen bestimmen wollen – in die Welt hinaus treibt. Wir wollen an dieser Stelle nicht weiter auf die Problematik des biblischen Fundamentalismus eingehen, der immer auch die Innen- und Außenpolitik der USA bestimmte; nicht darauf, daß dieser biblische Fundamentalismus mit dem Interventionismus gleichzusetzen ist, im Gegensatz zum Isolationismus der Freiheitsliebenden. Wir wollen auf etwas anderes hinaus.

Doch vorher möchte ich noch ein weiteres kleines Zitat aus dem genannten Bob-Dylan-Buch anführen, das die gute Seite Amerikas beleuchtet und gut veranschaulicht, daß das Freiheitliche – das sich in der amerikanischen Musik so deutlich ausdrückt – und die Bejahung des Eigenen Hand in Hand geht. Je freier eine Kultur und ein Land ist, desto mehr identifiziere ich mich mit ihnen und beschütze ich sie. Dann bin ich ein liberaler Patriot oder – um es moderner zu sagen – ein Befreiungsnationalist:

    „Die Folk- und Bluesmelodien hatten mir bereits zu einer grundlegenden Vorstellung von Kultur verholfen, und Woody Guthries Songs eröffneten mir jetzt einen ganz unbekannten Ort im Kosmos dieser Kultur. An den anderen Kulturen der Welt war nichts auszusetzen, aber was mich selbst betraf, ersetzte mir meine eigene, in die ich hineingeboren war, alle anderen, und Guthries Songs leisteten sogar noch mehr.“7

Bob Dylan

Weit und breit kein Isolationist,
der uns alle retten könnte...
=>

Dylans Gedanken erinnern mich an ein Lied des deutschen Nationalanarchisten August Heinrich „von Fallersleben“ Hoffmann:

    Ihr Freunde, so lasset das Fremde doch ruhn!
    Wir haben genug noch zu Hause zu tun.

    Das Fremde bewundern kann jedermann;
    macht Eigenes, was man bewundern kann!

    Überall mir das Gut’ und das Schöne gefällt,
    doch bin ich kein Affe der ganzen Welt.

    Ich weiß, was ich habe, ich weiß was ich bin,
    ich bin ein Deutscher mit Leib und mit Sinn.

    Das Fremde zu hassen, das fällt mir nicht ein,
    doch kann ich und will ich ein Deutscher nur sein.
    8

Hoffmann kann durchaus als der deutsche Guthrie/Dylan des 19. Jahrhunderts gelten, sind doch viele seiner Lieder – insbesondere seiner Kinderlieder – zu echten Folksongs geworden (z.B. „Alle Vögel sind schon da“, „Ein Männlein steht im Walde“, „Summ, summ, summ, Bienchen summ herum“, „Winter adé, scheiden tut weh“, „Kuckuck, kuckuck ruft’s aus dem Wald“, ganz zu schweigen von seinem „Lied der Deutschen“). 

Und, wo wir einmal bei Hoffmann sind und gerade vom eingekerkerten Naturwissenschaftler Germar Rudolf sprachen, hier noch ein paar passende Zeilen von ihm:

    Daß die Sonne stehet
    Und die Erde gehet,
    Weiß jetzt jedermann.
    Auch vor wenig Jahren
    Hat’s der Papst erfahren’
    Daß die Erde geht, geht, geht
    Und die Sonne steht

    Galilei mußte,
    Weil er’s so nur wußte,
    Widerrufen dies.
    Vor dem heil’gen Vater
    Bat er’s ab, dann trat er
    Auf und rief: „Sie geht, geht, geht
    Und die Sonne steht!“

    Und mit unserm Streiten
    Geht es wie vor Zeiten
    Ebenso noch jetzt.
    Gilt auch für Verbrechen
    Was wir heute sprechen,
    Dennoch ist es wahr, wahr, wahr
    Heut’ und immerdar.

Man denkt unweigerlich auch an David Irving, der für die nächsten drei Jahre in Wien im Knast sitzt – „wie vor Zeiten“… Immer wieder fällt dem Dichter auf „sprechen“ der Reim „Verbrechen“ ein, so wie auch in diesem Gedicht:

    O könnten unsre Kerker sprechen,
    Ihr Herrn von der Gerechtigkeit!
    Da würden Euere Verbrechen
    Uns zeigen, wie gerecht Ihr seid.

    Wie Ihr gefaßt von Teufels Krallen
    Euch machtet zu des Lasters Knecht
    Und schnöder Willkür zu Gefallen
    Vergaßet Gott und Ehr’ und Recht.

    Ihr habt gestempelt zum Verbrechen
    Die Liebe für das Vaterland;
    Ihr habt verfolgt das freie Sprechen
    Und eingekerkert und verbannt.

    Ihr habt gewußt in eurem Leben,
    Gewußt, was recht ist, wahr und gut:
    Nur Gott im Himmel kann vergeben,
    Was ihr in seinem Namen thut.

Hoffmann

Doch nun endlich zu dem, worauf ich – Fundamentalismus hin, Fallersleben her – eigentlich hinaus wollte...:

Ich wollte nur sagen, daß wir edle und starke Menschen wie Harry Belafonte auf unserer Seite haben. Wir sind die Guten.

Auf der anderen Seite sind kleine verstümmelte Seelen wie die des mit Religion substituierten Alkoholikers Bush, die andauernd von Freiheit reden, diese aber überall töten. Die keine Ahnung von Freiheit haben. Die die Freiheit hassen und alle anderen bestimmen wollen, mit nackter brutaler Gewalt.

Denn nicht morgen rollen wieder die Züge in Richtung des Archipel Gulag, sondern heute gehen die Flieger kreuz und quer über die ganze Welt mit gefesselten Passagieren an Bord, die falsch denken und sprechen, die einen arabischen Namen haben oder arabisch aussehen. Denn die Masters of War sind unterwegs, die nie etwas geschafft haben außer Zerstörung und immer weit hinten bequem in der Etappe sitzen…

    You that never done nothin’
    But build to destroy
    You play with my world
    Like it’s your little toy

    You put a gun in my hand
    And you hide from my eyes
    And you turn and run farther
    When the fast bullets fly

    You fasten the triggers
    For the others to fire
    Then you set back and watch
    When the death count gets higher

    You hide in your mansion
    As young people’s blood
    Flows out of their bodies
    And is buried in the mud

    (aus Bob Dylan, Masters of War )

Die Konzentrationslager der Nationalsozialisten waren bekannt; das Internationale Rote Kreuz hat ständig die Lager besucht, und es konnte einiges, nicht selten sogar die Befreiung bewirkt werden. Heute weiß niemand, wohin die Häftlinge geflogen und wie sie dort behandelt werden.

Die Kommunisten hatten zu Stalins Zeiten ein Soll an Festnahmen und Liquidierungen zu erfüllen. So ist es heute auch: Araber werden von der Straße weggefangen, einfach weil es Araber sind. Mit Glück kommen sie – gefoltert und gebrochen – nach Jahren aus Quantanamo frei, und es stellt sich heraus, daß sie nur von der Straße in Kabul oder Islamabad weggefangen wurden, weil ein KZ mit „Terroristen“ als Häftlingen unterhalten werden mußte, um ein Feindbild zu haben, mit dem weiterer Imperialismus gerechtfertigt werden soll.

Dabei ist Quantanamo bekannt. Was ist mit den Lagern in Verräter-Europa und sonstwo?

Die Zahl der Menschen, die im Gefängnis sitzen, weil sie etwas Falsches gedacht und gesagt haben, steigt ständig. Gott sei Dank beginnt sich dank dieser Fälle in der Bevölkerung herumzusprechen, daß es keine Meinungsfreiheit mehr gibt in der westlichen Welt (bis auf die Ausnahmen im europäischen Norden). Es grummelt im Moment nur, aber die Leute wissen es deutlich. Eines baldigen Tages wird sich dieses Grummeln in Widerstand verwandeln, da bin ich mir sicher. Die Sklaven sind nicht mehr lange glücklich in ihrem bürgerlichen Leben… Noch einmal Hoffmann:

    In Angst und bürgerlichem Leben
    wurde nie eine Kette gesprengt;
    da muß man schon mehr geben,
    die Freiheit wird nicht geschenkt.

    Es sind die glücklichen Sklaven
    der Freiheit größter Feind.
    Drum sollt ihr Unglück haben
    und spüren jedes Leid.

    Zu Bettlern sollt Ihr werden,
    verhungern allesamt,
    zu Mühsal und Beschwerden
    verflucht sein und verdammt.

    Euch soll das bißchen Leben
    so gründlich sein verhaßt,
    daß ihr es weg wollt geben
    wie eine schwere Last.

    Nur dann vielleicht erwacht noch
    in Euch ein neuer Geist,
    ein Geist der über Nacht doch
    Euch hin zur Freiheit reißt.

    Nicht Mord nicht Brand nicht Kerker
    nicht Standrecht obendrein;
    es muß erst kommen stärker
    soll es von Wirkung sein.


5.

Gerade in dem Moment, wo ich diesen Artikel beenden will, erreicht mich ein Brief Ernst Zündels aus dem Mannheimer Gefängnis, der zu dem bisher Gesagten wie die Faust aufs Auge paßt. Wie Zündel, so war auch Hoffmann Pazifist und konnte dem Militärdienst entgehen. Hoffmann mußte nie in den Knast (weil er im Liberalen System des 19. Jahrhunderts lebte9), aber Berufsverbot hat er 1842 von der preußischen Regierung auch bekommen (er war Professor in Breslau). Ein Jahr später entzog man ihm die preußische Staatsbürgerschaft und verwies ihn des Landes. Hoffmann kam aber in anderen deutschen Staaten unter – heute ist der 27. Januar weltweit Holocaust-Tag, und es gibt kaum noch Schlupflöcher für Dissidenten –, und unsere Kinder verdanken dieser Wende in seinem Leben all die schönen Kinderlieder. Hoffmann verlor alle Ansprüche auf Pension – was uns wiederum an einen anderen heutigen Dissidenten denken läßt: Wilhelm Stäglich, dem nach Veröffentlichung eines Buches10 der Doktortitel aberkannt und die Pension gekürzt wurde. Ich habe das Buch vor etlichen Jahren gelesen; es kam mir äußerst solide und intelligent vor – die andere Seite Preußens… 

Aber jetzt der Brief Ernst Zündels vom 7. Februar 2006 aus dem Gefängnis in Mannheim (in Faksimile hier):

    Ernst Zündel
    JVA Mannheim
    Herzogenrieder Str. 111
    68169 Mannheim

              7. Februar 2006

    Betreffs: ideale Staatsform und Verfassung

    Liebe Freunde Heldt und Töpfer!

    Ingrid sandte mir einen Brief von zwei jungen Männern, die ein Schild hoch halten vor dem Brandenburger Tor – sie sagte, Ihr zwei seid das. Stimmt das? Wenn ja – also erstmal meinen Dank, denn ich weiß, was für eine Courage so was heute erfordert!

    Aber – Vorsicht bitte!

    Ich möchte nicht, daß Ihr Euch wegen mir Verfolgungen aufhalst, denn im Moment scheinen die Leute der andern Feldpostnummer, wie mein Vater die Gegner in Rußland nannte im Krieg, ziemlich nervös zu sein.

    Vielleicht irre ich mich, aber mir scheint das so? Aber wir werden ja in den nächsten Wochen und Monaten erfahren, wie es um die Grundrechte in deutschen Landen bestellt ist.

    Ich rate allen Freunden, sich da keinen Illusionen hinzugeben, es gibt keinerlei Indikatoren, daß man in der politischen Kaste in der BRD, die im Moment noch das Sagen hat, irgendeine Einsicht feststellen kann, daß sich die BRD immer mehr von internationalen Standards und Gepflogenheiten entfernt und sich dadurch in eine Sackgasse hineinmanövriert hat. Man sieht leider wie so oft in Deutschland über die Jahrhunderte hin alles von einer parochialen Perspektive aus! Die deutsche politische Elite schon zur Zeit Friedrichs des Großen schlief, als sich die Amerikaner anschickten, ihre Freiheit zu erkämpfen, sich eine Verfassung zu schaffen, die ihren Bürgern 230 Jahre lang mehr Freiheit  garantierte wie irgendeine andere Verfassung eines anderen Staates.

    Nicht was auf dem Papier zu lesen ist, ist das Entscheidende – sondern die Realität ist, was wichtig ist.

    Um ein Haar hätten die Deutschen 1848 eine Verfassung bekommen, die sehr ähnlich wie die der Jefferson-Washington-Verfassung war. Anscheinend hatten die Leute in der Paulskirche eine Verfassung amerikanischer Prägung bereits verabschiedet, und 34 deutsche Herzogtümer, Stäätchen und Königreiche hatten diese Verfassung ratifiziert. Sie scheiterte am preußischen König, der es ablehnte, die deutsche Kaiserkrone (?) aus „der Hand der Straße“ entgegenzunehmen.

    Er ließ die Freiheitskämpfer damals anscheinend brutal zusammenschießen oder einkerkern und aus war der Traum für weitere 150 Jahre! Einer davon war Hecker, der Badener und später weltberühmt gewordene Carl Schurz, der nicht nur jahrzehntelanger US-Senator war, im US-Bürgerkrieg es bis zum General gebracht hatte – und danach Innenminister von Amerika war. In seiner Amtszeit räumte er mit der „Vetterleswirtschaft“, also dem Nepotismus und der Korruption, im „american civil service“ so effizient auf, daß der „Preußische Ethos“ des amerikanischen Staatsapparates bis zur Roosevelt-Ära anhielt.

    Ich verfolgte vor einigen Monaten – oder ist es schon wieder über ein Jahr her? –, die Debatte über die ideale Regierungsform: Liberalismus oder „nationale Anarchie“ – jedes mal, wenn ich diese zwei Worte zusammen lese, schaudert es mich leicht? Leute – mit solchen Worten verschreckt ihr alle.

    Der Artikel, den mir Ingrid damals ins Gefängnis – es dürfte in Toronto gewesen sein – sandte, hat mich doch arg frustriert – wegen seiner Wortklauberei.

    Überhaupt möchte ich sagen, daß mich die Pedanterie und die Schwerfälligkeit der Diskussionen zu Themen befremdeten, welche die Amerikaner schon 1765 – 1776 genug lösten, daß es diesem riesengroßen Staat einer Kontinentalmacht 230 Jahre der internen Freiheiten mit Checks and Balances gab, von denen wir Deutschen auch nicht einen verschwindend kleinen Prozentsatz unseren Aristokraten abringen konnten in 230 Jahren!

    Ich fand diese damalige „Debatte“ über die ideale Regierungsform „painful“ – also schmerzhaft für mich, denn die beste Verfassung nützt nichts auf dem Papier – wenn an jedem Eck die Verfassung ausgehebelt wird durch andere Verfügungen, Erlasse usw., wie das in Deutschland ist!

    Ich rate euch beiden dringendst, in Berlin eine Bibliothek zu finden, wo die Schriften, aber ganz besonders die Briefe von Thomas Jefferson zu studieren sind! Dieser Mann war Anwalt und Farmer, der mit beiden Beinen auf dem Boden der Realität stand. Ohne Zweifel waren es Jefferson und Benjamin Franklin sowie Thomas Paine, die man als die Quasi-Ersteller der US-Konstitution bezeichnen sollte. Ich habe über die Jahrzehnte viele der Briefe und Abhandlungen von Jefferson und Franklin zu diesen Fragen gelesen, was ein Staat ist, auf welche „Pitfalls“, also Probleme, man achten sollte, wie die Macht im Staate ausbalanciert werden müßte und eine Art von permanentem „im Schach halten“ der „Executive Branch“ durch die Justiz und den Senat und den Kongreß usw.! Alles gut durchdacht.

    Die Gedanken Thomas Jeffersons sind zeitlos anwendbar, und alle die Probleme, die Euch den Schlaf vermasseln, hat Jefferson genau gekannt und nicht endlos und händeringend debattiert.

Jefferson

    Wir deutschen Patrioten sollten endlich aufhören, alles, was von Amerika kommt, herablassend abwinkend vom Tisch zu fegen ohne ernste Überprüfung. Ich stelle diese Attitüde leider immer wieder fest, besonders unter Nationalen.

    Ich gebe folgendes zu bedenken:

    Die Deutschen murksen nun schon 250 – 300 Jahre herum, um einer Fatamorgana, der idealen Staatsform, nachzujagen. Währenddem die eher praktisch veranlagten Amis seit 1776 – ganz besonders aber seit der Bill of Rights 1787, die alle wichtige Menschenrechte schützend schon damals beinhaltete.

    Wenn ich sehe, was die Deutschen hier in der Heimat noch immer nicht an Menschenrechten genießen – im Vergleich zu Amerika –, sind wir doch arme Tröpfe. Deshalb lege ich es Euch dringend ans Herz, Euch da mal kundig zu machen.

    Nachdem man Jeffersons und Franklins Ideen studiert hat, und verglichen mit anderen System der Vergangenheit und Gegenwart, werdet Ihr staunen, wie progressiv und wie weit voraus uns die Amis schon vor 230 Jahren waren und heute noch immer sind in diesem Thema!

    Ich mußte meine Voreingenommenheiten auch revidieren, als ich mich mit Jeffersons Gedankenwelt auseinanderzusetzen begann!

    Man kann also nicht wie Kemal Atatürk einfach die Schweizer Verfassung in die Türkei einführen und den Deutschen das Justizwesen abgucken und dann den armen Türken verpassen – so einfach ist das nun auch nicht.

    Was ich vorschlage, ist ein Zurückblenden und eine genaue Untersuchung, warum diese US-Staatsform und Konstitution so lange überlebt hat – und dann die längst überfällige Idee eines erneuten Versuches in freier Selbstbestimmung das endlich nachzuholen, was den Amis schon vor 230 Jahren gelang und uns Deutschen um ein Haar im Jahre 1848 gelungen wäre! Die Zeit ist reif, um auf dieses Ziel hinzuarbeiten – wir haben Jahrhunderte vergeudet mit unserem deutschen Partikularismus.

    Ich hoffe, Ihr seid mir nicht böse für meine offenen Worte zu diesem Thema. Leider mußte ich alle Jefferson-Papiere in Toronto oder Tennessee zurücklassen, so daß ich mit keinem Zitat und keiner Quelle dienen kann!

    Alles Gute.

    E. Zündel

6.

Ich habe Ernst Zündel wie folgt geantwortet:

    Lieber Ernst Zündel!

    Vielen Dank für Deinen Brief... [weiter hier]

 

1 Peter Töpfer, Ein Blick reinsten Lebens und Liebens, http://www.nationalanarchismus.org/Nationalanarchismus/auto20/belafonte/belafonte.html
2 Bob Dylan, Chronicles, Volume One, Hamburg 2004, S. 71 - 73
3 http://www.reportersnotebook.com/,
http://www.tadp.org/
4 Wer die Briefe Michael Santomauros abonnieren möchte:
RePorterNoteBook@aol.com
5 http://www.germarrudolf.com/,
http://www.vho.org/
6
http://transcripts.cnn.com/TRANSCRIPTS/0601/23/sitroom.03.html
7 Bob Dylan, Chronicles, Volume One, Hamburg 2004, S. 255
8 Zu singen nach „Kein Feuer, kein Kohle, kann brennen so heiß“
9 Zu „Liberales System“ und Ernst Nolte vgl. „Zur Situation des Liberalismus in Deutschland vor Beginn des Prozesses gegen Ernst Zündel am 8. November 2005",
http://www.nationalanarchismus.org/Nationalanarchismus/auto21/liberalismus_zuendelprozess/libe ralismus_zuendelprozess.html
10 http://www.vho.org/D/dam/index.html

 

Ausgerechnet den Geburtstag des
begeisterten Aufklärers Mozart und
des special agent orange mußten
sie nehmen... Zum Holocaust-Tag in
dieser AUTO:
Gilad Atzmon und
Robert Faurisson .

Ernst Zündel an Heldt und Töpfer,
7. Februar 2006
=>
Peter Töpfer an Ernst Zündel,
10. März 2006
=>
Ernst Zündel an Peter Töpfer
24. und 26. März 2006
=>
Peter Töpfer an Ernst Zündel
20. April 2006
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